
Windenergie-Experte Jürgen Quentin in Bad Driburg. Quelle: E&M / Volker Stephan
WINDKRAFT ONSHORE:
NRW ist „Windenergieland Nummer eins“
Das Rekordjahr der Windkraftgenehmigungen in Deutschland hat einen Treiber: Nordrhein-Westfalen. Von inzwischen über 11.000 MW an Zulassungen gehen etwa 30 Prozent auf das Konto NRWs.
Der Kreis Höxter liegt im Nordosten Nordrhein-Westfalens. Er ist – mit der Stadt Bad Driburg – dieser Tage nicht nur Schauplatz
der Windenergietage des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW), sondern auch statistisch für die Branche interessant.
Im laufenden Jahr kommt der Landkreis auf mehr Genehmigungen als der gesamte Freistaat Bayern.
Konkret haben in der Region Höxter bisher 100 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 641 MW dieses Jahr eine behördliche Zulassung bekommen. Bayern kommt zeitgleich bis Ende Oktober lediglich auf 72 Genehmigungen. Die aktuellen Zahlen präsentierte Jürgen Quentin, Fachagentur Wind und Solar, am 21. November den mehr als 300 Teilnehmenden der Windenergietage. Er sprach NRW den inoffiziellen Titel „Windenergieland Nummer eins“ für das Jahr zu.
Gerade um die bayerischen Zahlen war in den vergangenen Tagen ein Streit um die Deutungshoheit entbrannt. Die regionale SPD hatte der Regierungskoalition aus CSU und Freien Wählern ein „fatales Versäumnis für die bayerische Energiewende“ vorgeworfen. Der Nettozubau bis Ende Oktober sei eine „Nullnummer“ angesichts von vier zugebauten und vier abgebauten Turbinen.
Bayern verteidigt seine Windbilanz
Das wollte der für die Erneuerbaren zuständige Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht auf sich sitzen lassen. Er erwarte den Schwung für den Ausbau in den kommenden Jahren, weil die Koalition bestimmte regulatorische Hürden gelockert habe. Insofern seien 72 bislang genehmigte Anlagen und 172 vorliegende Anträge für weitere Turbinen der Nachweis, dass „die Trendwende beim Ausbau der Windenergie in Bayern erfolgreich eingeläutet“ sei.
Zur Einordnung: Der Jahresbeste NRW liegt mit derzeit insgesamt 558 noch nicht umgesetzten Genehmigungen weit vorne. Durch die leistungsstärkeren Anlagen stellt auch die genehmigte Turbinenleistung von 3.311 MW ein Allzeithoch für ein Kalenderjahr dar.
Vorn lag Niedersachsen mit 2.665 MW (873 Anlagen) seit 2016. Dieses war das letzte Jahr, bevor das Ausschreibungsregime dem Zubau Grenzen setzte. Niedersachsen ist im laufenden Jahr Zweiter bei der genehmigten Leistung, mit knapp der Hälfte des NRW-Ergebnisses (1.600 MW).
Knick beim bundesweiten Onshore-Ausbau
Der aktuelle Zubau (brutto) werde in ganz Deutschland allerdings geringer ausfallen als 2023, prognostizierte Jürgen Quentin. Bundesweit liegen die Zahlen mit derzeit 2.630 MW neu in Betrieb Ende Oktober etwa 20 Prozent hinter dem Vorjahr.
Eine positive Entwicklung gibt es laut Jürgen Quentin bis zum jetzigen Zeitpunkt lediglich in zwei Bundesländern: in Sachsen-Anhalt und wiederum beim Klassenprimus NRW mit 117 Anlagen beziehungsweise 575 MW Leistung (plus 24 Prozent). Das bevölkerungsreichste Bundesland NRW werde vermutlich bei etwa 140 errichteten Anlagen und 700 MW Leistung einlaufen.
Der Netto-Zuwachs ist in Deutschland aktuell ins Minus gerutscht, es sind 50 Anlagen weniger. Auch in NRW fällt die Statistik schlechter aus als 2023, allerdings gibt es immer noch ein Plus von 16 Anlagen – weil bei 117 neuen Turbinen gleichzeitig 101 aus dem Landschaftsbild verschwanden. Die Leistung wuchs netto um 470 MW, da die ausgemusterten Anlagen aus den Gründerjahren der Energiewende eher leistungsschwach waren.
Im Nordosten dauert es jetzt vier Jahre und sieben Monate
Das Vorzeigeland NRW kann in einem weiteren Bereich punkten: Die Dauer der Genehmigungsverfahren hat sich verkürzt, von 25 Monaten im Jahr 2023 auf nunmehr 17 Monate.
Schlusslicht in diesem Ranking ist und bleibt Mecklenburg-Vorpommern, das für die Bescheide noch einmal mehr Zeit benötigte. Jetzt sind es rund 55 Monate (2023: 35,4 Monate). Das ist mehr als das Doppelte des Bundesdurchschnitts, der bei 23,6 Monaten liegt.
Das Wahlversprechen der grünen NRW-Ministerin
Eine Zahl wird im politischen Raum Nordrhein-Westfalens wohl noch häufiger Verwendung finden. Jürgen Quentin machte die Statistik auf, wie viele Genehmigungen für Windenergieanlagen es unter der aktuellen Landesregierung von CDU und Grünen gegeben hat. Energieministerin Mona Neubaur (Grüne) hatte für die NRW-Wahlperiode 1.000 zusätzliche Windenergieanlagen in NRW versprochen.
Seit Juli 2022, dem Amtsantritt von Schwarz-Grün, genehmigten die Behörden 1.011 Anlagen mit 5.641 MW. Neu in Betrieb gingen in dieser Zeit 283 Turbinen mit 1.342 MW. Auf welche Zahl die Ministerin für ihre persönliche Leistungsbilanz perspektivisch abheben wird, bleibt abzuwarten. Bei dem aktuellen Genehmigungstempo ist nicht auszuschließen, dass zumindest der Brutto-Zubau bis 2027 die 1.000er-Marke reißt.
Konkret haben in der Region Höxter bisher 100 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 641 MW dieses Jahr eine behördliche Zulassung bekommen. Bayern kommt zeitgleich bis Ende Oktober lediglich auf 72 Genehmigungen. Die aktuellen Zahlen präsentierte Jürgen Quentin, Fachagentur Wind und Solar, am 21. November den mehr als 300 Teilnehmenden der Windenergietage. Er sprach NRW den inoffiziellen Titel „Windenergieland Nummer eins“ für das Jahr zu.
Gerade um die bayerischen Zahlen war in den vergangenen Tagen ein Streit um die Deutungshoheit entbrannt. Die regionale SPD hatte der Regierungskoalition aus CSU und Freien Wählern ein „fatales Versäumnis für die bayerische Energiewende“ vorgeworfen. Der Nettozubau bis Ende Oktober sei eine „Nullnummer“ angesichts von vier zugebauten und vier abgebauten Turbinen.
Bayern verteidigt seine Windbilanz
Das wollte der für die Erneuerbaren zuständige Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht auf sich sitzen lassen. Er erwarte den Schwung für den Ausbau in den kommenden Jahren, weil die Koalition bestimmte regulatorische Hürden gelockert habe. Insofern seien 72 bislang genehmigte Anlagen und 172 vorliegende Anträge für weitere Turbinen der Nachweis, dass „die Trendwende beim Ausbau der Windenergie in Bayern erfolgreich eingeläutet“ sei.
Zur Einordnung: Der Jahresbeste NRW liegt mit derzeit insgesamt 558 noch nicht umgesetzten Genehmigungen weit vorne. Durch die leistungsstärkeren Anlagen stellt auch die genehmigte Turbinenleistung von 3.311 MW ein Allzeithoch für ein Kalenderjahr dar.
Vorn lag Niedersachsen mit 2.665 MW (873 Anlagen) seit 2016. Dieses war das letzte Jahr, bevor das Ausschreibungsregime dem Zubau Grenzen setzte. Niedersachsen ist im laufenden Jahr Zweiter bei der genehmigten Leistung, mit knapp der Hälfte des NRW-Ergebnisses (1.600 MW).
Knick beim bundesweiten Onshore-Ausbau
Der aktuelle Zubau (brutto) werde in ganz Deutschland allerdings geringer ausfallen als 2023, prognostizierte Jürgen Quentin. Bundesweit liegen die Zahlen mit derzeit 2.630 MW neu in Betrieb Ende Oktober etwa 20 Prozent hinter dem Vorjahr.
Eine positive Entwicklung gibt es laut Jürgen Quentin bis zum jetzigen Zeitpunkt lediglich in zwei Bundesländern: in Sachsen-Anhalt und wiederum beim Klassenprimus NRW mit 117 Anlagen beziehungsweise 575 MW Leistung (plus 24 Prozent). Das bevölkerungsreichste Bundesland NRW werde vermutlich bei etwa 140 errichteten Anlagen und 700 MW Leistung einlaufen.
Der Netto-Zuwachs ist in Deutschland aktuell ins Minus gerutscht, es sind 50 Anlagen weniger. Auch in NRW fällt die Statistik schlechter aus als 2023, allerdings gibt es immer noch ein Plus von 16 Anlagen – weil bei 117 neuen Turbinen gleichzeitig 101 aus dem Landschaftsbild verschwanden. Die Leistung wuchs netto um 470 MW, da die ausgemusterten Anlagen aus den Gründerjahren der Energiewende eher leistungsschwach waren.
Im Nordosten dauert es jetzt vier Jahre und sieben Monate
Das Vorzeigeland NRW kann in einem weiteren Bereich punkten: Die Dauer der Genehmigungsverfahren hat sich verkürzt, von 25 Monaten im Jahr 2023 auf nunmehr 17 Monate.
Schlusslicht in diesem Ranking ist und bleibt Mecklenburg-Vorpommern, das für die Bescheide noch einmal mehr Zeit benötigte. Jetzt sind es rund 55 Monate (2023: 35,4 Monate). Das ist mehr als das Doppelte des Bundesdurchschnitts, der bei 23,6 Monaten liegt.
Das Wahlversprechen der grünen NRW-Ministerin
Eine Zahl wird im politischen Raum Nordrhein-Westfalens wohl noch häufiger Verwendung finden. Jürgen Quentin machte die Statistik auf, wie viele Genehmigungen für Windenergieanlagen es unter der aktuellen Landesregierung von CDU und Grünen gegeben hat. Energieministerin Mona Neubaur (Grüne) hatte für die NRW-Wahlperiode 1.000 zusätzliche Windenergieanlagen in NRW versprochen.
Seit Juli 2022, dem Amtsantritt von Schwarz-Grün, genehmigten die Behörden 1.011 Anlagen mit 5.641 MW. Neu in Betrieb gingen in dieser Zeit 283 Turbinen mit 1.342 MW. Auf welche Zahl die Ministerin für ihre persönliche Leistungsbilanz perspektivisch abheben wird, bleibt abzuwarten. Bei dem aktuellen Genehmigungstempo ist nicht auszuschließen, dass zumindest der Brutto-Zubau bis 2027 die 1.000er-Marke reißt.
Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 21.11.2024, 13:25 Uhr
Donnerstag, 21.11.2024, 13:25 Uhr
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